ADHS: Verhaltenstherapie

Die Verhaltenstherapie bei ADHS ist eine besonders wichtige Komponente der Behandlung, die in der Regel ab dem Schulalter zum Einsatz kommen kann. Dabei sollen störende Verhaltensweisen abgebaut und dafür positives Verhalten erlernt werden. Ziel ist es auch, mit dem Kind gemeinsam Strategien zu entwickeln und einzuüben, die es dazu befähigen, im Alltag besser mit ADHS umzugehen und problematische Verhaltensmuster zu ändern. Begleitend können eine Elternberatung und ein spezielles Elterntraining stattfinden. Auch Lehrer und Erzieher sollten einbezogen werden.

Gut zu wissen: Eine Studie zur Wirksamkeit eines multimodalen Therapiekonzepts konnte zeigen, dass die Verhaltenstherapie aggressives Verhalten wirkungsvoll lindert und positiven Einfluss auf die sozialen Kompetenzen nimmt.*
*Evidenzbasierte Therapie von Kindern und Jugendlichen mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie51(6), Januar 2002

ADHS-Therapie

  • Multimodales Behandlungskonzept
  • Säulen der Behandlung: Beratung und Psychoedukation durch den Arzt, Eltern- & Lehrertraining, Verhaltenstherapie, Medikamente
  • Therapie wird genau auf die individuellen Symptome angepasst

Grundelemente der Verhaltenstherapie

Um das Verhalten des Kindes zu modifizieren wird im Rahmen eines "Trainingsprogramms" mit verschiedenen Elementen gearbeitet. Dazu zählen z. B.:

  • Positive Verstärker einsetzen:

    Bei Kindern mit ADHS ist es besonders wichtig, positives Verhalten zu belohnen. Neben sozialen Verstärkern wie verbalem Lob oder einem Lächeln können auch kleine Gegenstände wie Sticker, Smileys oder Stempel als positive Verstärker im Rahmen eines Belohnungssystems zum Einsatz kommen. Wird positives Verhalten systematisch belohnt, wird das Kind angeregt, sich "richtig" zu verhalten.

  • Negatives Verhalten bestrafen:

    Belohnungen oder Privilegien können auch wieder entzogen werden, wenn das Kind negative Verhaltensweisen zeigt oder gegen Regeln verstößt. Ähnlich wie bei den positiven Verstärkern geht es hier auch darum, dem Kind unmittelbares Feedback zu seinem Verhalten zu geben. In bestimmten Fällen kann dies auch bedeuten, dass Fehlverhalten wieder gut gemacht werden muss: Leert das Kind zum Beispiel den Papiereimer aus, muss es danach das Zimmer fegen.

  • Vorsagen:

    Stabile Verhaltensmuster lernt das Kind am besten einzuhalten, wenn es Vorbilder hat. Daher sprechen Therapeuten oft vor dem Kind in der Ich-Version, wenn sie eine Handlung ausführen. Das Kind erfährt so, warum etwas gemacht wird und welche einzelnen Schritte nötig sind. So lernt es seine Handlungen selbst zu ordnen und zu strukturieren.

  • Korrekte Verhaltensmuster einüben:

    Dazu werden erwünschte Verhaltensmuster immer wieder angewendet und in neuen Situationen eingesetzt. So lernt das Kind sein Verhalten zu formen und zu automatisieren.

  • Kognitive Verfahren:

    Sie dienen dazu, dem Kind die Möglichkeit zu geben, über sein Handeln nachzudenken und sich neu zu entscheiden. Durch entsprechende Fragen des Therapeuten wird das Kind angeregt, sich selbst zu beobachten, seine Handlungen einzuschätzen und (neu) zu bewerten. Man unterscheidet verschiedene kognitive Verfahren wie zum Beispiel Selbstbeobachtung, Selbsteinschätzung, Selbstkontrolle oder Selbstmanagementstrategien.

  • Soziales Kompetenztraining:

    Da Kinder mit ADHS häufig Schwierigkeiten im Umgang mit Anderen haben, kann ein Training der sozialen Kompetenzen hilfreich sein. Dabei geht es nicht nur darum, kooperatives Verhalten einzuüben, sondern auch die Kommunikations- und Beziehungsfähigkeit sowie das Selbstbewusstsein des Kindes zu stärken.

Gut zu wissen: Entsprechende Übungen und Erziehungshilfen können und sollten auch von den Eltern zu Hause und Lehrern bzw. Erziehern angewendet werden.

Weitere Möglichkeiten

Neben den bereits beschriebenen Kernelementen können unter anderem auch Entspannungsverfahren in der Verhaltenstherapie zum Einsatz kommen, so beispielsweise:

  • Autogenes Training: Hierbei handelt es sich um ein sogenanntes autosuggestives Entspannungsverfahren. Dabei werden kurze, formelhafte Sätze mehrfach langsam wiederholt – zum Beispiel „Der Atem geht tief und ruhig“ oder „Die Arme sind warm und schwer“.
  • Progressive Muskelentspannung nach Jacobson: Dabei werden einzelne Muskelgruppen (z. B. Oberschenkel, Unterarm) angespannt und dann wieder losgelassen. Wesentliches Element ist die Wahrnehmung der Unterschiede zwischen Anspannung und Entspannung („So fühlt sich Entspannung an.“)

Diese Verfahren wirken nicht nur auf der psychologischen, sondern auch auf der körperlichen Ebene. Durch den Ausgleich von Emotion und Empfindung stellt sich ein angenehmes Gefühl ein. Auf diese Weise sollen sich auch die Konzentrationsfähigkeit, Aufmerksamkeit und Wahrnehmung verbessern.

Gut zu wissen: Yoga ist eine ideale Mischung aus Bewegung und Entspannung. Daher eignen sich entsprechende Übungen prima, um Körper und Geist bei ADHS in Einklang zu bringen.

Yoga-Übungen für Einsteiger zum Download

*Evidenzbasierte Therapie von Kindern und Jugendlichen mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie51(6), Januar 2002

ADHS? Keine Panik!

  • Mit der richtigen Unterstützung können sich Kinder mit ADHS genauso entwickeln wie ihre Altersgenossen
  • Die Erkrankung lässt sich gut behandeln
  • ADHS-Kinder sind oft überdurchschnittlich kreativ
  • Sie können später häufig ein ganz normales Erwachsenenleben führen